Staat 1-4

Von Haug / Kaegi / Wetzel

Welche Akteur*innen und Netzwerke gewinnen in der Postdemokratie an Einfluss? Wer besetzt die Lücken, die in den einst von den drei Staatsgewalten regulierten Sphären aufscheinen? Exemplarisch untersucht Rimini Protokoll Phänomene der Postdemokratie in vier Theaterproduktionen.

Die Demokratie steckt in der Krise: Zwar haben Bürgerbeteiligungen in politischen Entscheidungsprozessen zugenommen und die politischen Gremien werden ordentlich gewählt. Doch handeln die Repräsentant*innen, die politischen Akteur*innen und Institutionen im Sinne des Gemeinwohls? Oder erhärten sich die Befürchtungen, dass PR-Strateg*innen und privat finanzierte Beratungs- und Anwaltsteams die Geschicke zur Steuerung einer immer globaler agierenden Gesellschaft den Händen der Politiker*innen entreißen? Und warum entscheiden sich Letztere immer kurzfristiger und unter größerem Handlungsdruck für die vermeintlich einzige Lösung? Besteht der Staat in seiner neoliberalen Ausprägung nur noch aus formellen, aber schwachen Hülsen, nur noch aus Überbleibseln der Moderne, während essentielle Entscheidungen von Interessensverbänden und Unternehmen beeinflusst werden, die jeder rechtsstaatlichen Kontrolle durch die Hintertür ihrer internationalen Firmennetzwerke entwischen?

Mit der Serie Staat 1–4 begibt sich Rimini Protokoll auf eine Recherche in die Felder außerhalb dessen, was heute vom Nationalstaat organisiert und kontrolliert werden kann. Rimini Protokoll schaut zurück auf das Wesen der Gewalten, deren Teilung einmal die wesentlichen Mechanismen zur Kontrolle des staatlichen Gefüges strukturieren sollte. Inwieweit sind diese Gewalten noch in der Lage, die entscheidenden Impulse zur Veränderung, denen die Gesellschaften ausgesetzt sind, zu regulieren?

Top Secret International (Staat 1)
Uraufführung 10.12.16, Münchner Kammerspiele US-Premiere 6.1.17 in New York im Rahmen des Under the Radar Festivals, Public Theater
Eine Produktion von Rimini Protokoll und den Münchner Kammerspielen, in Koproduktion mit dem Goethe-Institut und mit Unterstützung des Melbourne Festival, sowie Teil von Sensible Daten, einem internationalen Langzeitprojekt des Goethe-Instituts mit weiteren Partnern. Im Rahmen von 100 Jahre Gegenwart.
Konzept / Text / Regie: Helgard Kim Haug, Daniel Wetzel, Stefan Kaegi 

Gesellschaftsmodell Großbaustelle (Staat 2)
Uraufführung 12.5.17, Düsseldorfer Schauspielhaus
Eine Produktion von Rimini Protokoll und dem Düsseldorfer Schauspielhaus
Konzept / Text / Regie: Stefan Kaegi 

Träumende Kollektive. Tastende Schafe (Staat 3) 
Uraufführung 23.9.17, Staatsschauspiel Dresden
Eine Produktion von Rimini Protokoll und dem Staatsschauspiel Dresden
Konzept / Text / Regie: Daniel Wetzel

Weltzustand Davos (Staat 4)
Uraufführung Januar 2018, Schauspielhaus Zürich
Eine Produktion von Rimini Protokoll und dem Schauspielhaus Zürich
Konzept / Text / Regie: Helgard Kim Haug, Stefan Kaegi

Staat 1-4 
Haus der Kulturen der Welt 
März 2018
Die Produktionsserie Staat 1–4 ist eine Kooperation zwischen Haus der Kulturen der Welt, Münchner Kammerspiele, Düsseldorfer Schauspielhaus, Staatsschauspiel Dresden, Schauspielhaus Zürich und Rimini Apparat im Rahmen von 100 Jahre Gegenwart. Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages. Staat 1 wurde vom Goethe-Institut mitinitiiert.
Konzept / Text / Regie: Helgard Kim Haug, Stefan Kaegi, Daniel Wetzel
Dramaturgie: Imanuel Schipper