So großartig war „Uncanny Valley“ von Rimini Protokoll

Von Karim Saab

08.03.2019 / maz-online.de

Kann ein Roboter auf der Bühne glaubhaft einen Menschen darstellen? Für die Aufführung des Stücks „Uncanny Valley“ (Unheimliches Tal) wurde vom Schriftsteller Thomas Melle und dem Regisseur Stefan Kaegi ein künstliches Double erstellt. 

Am Freitagabend gab es im Haus der Festspiele in Berlineine denkwürdige Premiere. Die Besucher konnten es kaum fassen.

Worum ging es? 

Um die Frage, was den Menschen von einer Maschine unterscheidet. Ist die künstlichen Intelligenz schon so ausgereift, dass sie einen Schauspieler auf der Bühne ersetzen kann? Wann ist ein Mensch authentisch?

Welche Schauspieler haben am meisten überzeugt oder enttäuscht? 

Es gab nur einen leibhaftigen Schauspieler – ein Roboter mit menschlichen Zügen. Er spielte so gut, dass man ihn mit einem Menschen verwechseln konnte. Grandios. Er war das Abbild des Schriftstellers Thomas Melle, der dann auch noch auf einer Leinwand erschien und zu seinem Double sprach. 

Wie hat Stefan Kaegivon RiminiProtokollden Stoff inszeniert? 

Er hat alle Register gezogen, aber nie überzogen. Sein Protagonist erscheint als monologisierender Mann äußerst glaubwürdig und charismatisch. Die menschliche Mimik und Gestik wird minutiös nachgebildet, auch Räuspern und Stottern gehören zum Menschsein. Was diesem künstlichen Menschen-Darsteller noch an Perfektion fehlt, steigert das Theatererlebnis ins Dämonische. 

Was waren die Höhe- und Tiefpunkte des Abends? 

Jeder Moment ein Höhepunkt. Grandios die Idee, einmal kurz eine schmerzhafte Überdrehung des Fußes zu imitieren.

Fazit? 

Muss man gesehen haben! Wird man nie vergessen!


Projekte

Unheimliches Tal / Uncanny Valley