Raketenreste im Schneewittchensarg

„Ortsspezifische Installation“ – so bezeichnen Helgard Hauk, Stefan Kaegi und Daniel Wetzel, sich als Gruppe „Rimini-Protokoll“ nennend, ihr Projekt „Weil der Himmel uns braucht: Brunswick Airport“, das im Rahmen des Festivals Theaterformen in Braunschwei

Von Reinald Hanke

07.06.2004 / Cellesche Zeitung

„Ortsspezifische Installation“ – so bezeichnen Helgard Hauk, Stefan Kaegi und Daniel Wetzel, sich als Gruppe „Rimini-Protokoll“ nennend, ihr Projekt „Weil der Himmel uns braucht: Brunswick Airport“, das im Rahmen des Festivals Theaterformen in Braunschweig entstanden ist.

„Rimini-Protokoll“ hat das Gebäude des Forschungsflughafens Braunschweig zu einem Parcours der Erzählungen und Gedankenbilder umfunktioniert. Jeweils zwei Besucher werden losgeschickt um sich an zehn verschiedenen Stellen mit immer wieder anderem Blick auf das Flughafengelände per Kopfhörer anzuhören, was unterschiedlichste Menschen, die mit dem Flughafen zu tun haben, zum Titel der Veranstaltung zu erzählen wissen.

Da ist das Ehepaar in der Nachbarschaft des Flughafens, das davon erzählt, dass sie gelegentlich im Flughafen anrufen, um dort Bescheid zu geben, dass mal wieder ein Fuchs auf dem Gelände ist, der erst einmal verjagt werden muss. Der Universitätsprofessor von der Zoologie schwärmt von Vögeln, die so viel besser fliegen können als das perfekteste Flugzeug. Dann gibt es noch die Jungforschergruppe von der Technischen Universität, die hier eine Rakete namens „Mephisto“ gestartet haben. Gar zu schnell allerdings war sie am Boden zerschellt. Die Reste der Rakete kann man nun in einem Schneewittchensarg bestaunen. Dazu noch ein zerknitterter „Urfaust“ als Reclam-Ausgabe, die angeblich mitgeflogen ist.

Der Zuschauer bekommt fast zwei Stunden lang die unterschiedlichsten Gedanken und Informationen in sinnlich aufbereiteter Form mit Geräuschen oder Musik, mit raffinierten Schnitten oder auch einfach nur Dokumentarmaterial pur über das Thema Fliegen geboten. Und am Ende hebt man mit den eigenen Gedanken ab.

Ob das Theater ist oder nicht wird zweitrangig. Ein sinnliches Erlebnis zwischen Hörspiel und Führung, Theater und Installation, aber auf jeden Fall ein Kunstereignis besonderer, nie wiederholbarer Art ist es allemal. Bis 11. Juni kann man dieses Erlebnis täglich haben. Anmeldung unbedingt Telefon (0531) 1234567.


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