Monopolisierung vor dem Metropol

Am Mittwoch eröffnet der "Markt der Märkte" - auf dem Bonner Marktplatz

Von Hans-Christoph Zimmermann

22.09.2003 / GAZ

Bonn. "27 M 12, 27 M 12", schallt es geheimnisvoll über den Bonner Marktplatz. Die Sonne wirft bereits lange Schatten über die Standdächer und gestreiften Schirme. Manche Händler beginnen schon mit dem Abbau, auch wenn aus Bonngasse und Wenzelgasse unaufhörlich Menschen strömen - angesaugt vom Maelstrom des Marktes. Hoch über dem Geschehen auf dem Balkon des Metropol-Cafés sitzt das Regieduo Helgard Haug und Daniel Wetzel und leitet die Probe für das Stück "Markt der Märkte". Beide haben Kopfhörer über den Ohren und blicken angestrengt auf die Menge, gelegentlich gestikuliert Daniel Wetzel wild hinab ins Gewühl.

"Markt der Märkte"-Macher, Markt-Personal und die Reinigungstruppe vom Amt für Stadtreinigung und Abfallwirtschaft. Foto: Barbara Frommann

Der Betrachter braucht etwas Zeit und einen scharfen Blick, bis er die "Störfaktoren" im Marktgeschehen entdeckt: Ein Schminktisch neben leeren Obstkisten, eine Sonnenliege, Menschen mit übermannshohen Wimpeln auf dem Rücken oder eine Frau auf einer Leiter. Bereits vor zwei Jahren hat das Regieteam unter dem Namen Rimini-Protokoll beim Theater-der-Welt-Festival für Furore gesorgt. Die simulierte Bundestagsdebatte "Deutschland 2" sorgte gehörig für Gesprächsstoff.
"Markt der Märkte" dagegen will mit Hilfe des Bonner Marktgeschehens Mechanismen wie Monopol, Konkurrenz, Verkaufsstrategie sichtbar machen und zugleich das theatralische Moment von Kaufen und Verkaufen, den Markt als Bühne offenlegen. Dafür hat das Regieduo ausführlich auf Großmärkten, bei Marktleitern und Geschäften, vor allem aber unter den Händlern recherchiert.
Die reagieren durchweg positiv auf das Markttheater; manch einer meint zwar, es handle sich bei "Markt der Märkte" um eine Krimiserie, aber man ist sich einig: soviel Werbung kann nur gut fürs Geschäft sein. Inzwischen hilft man sich auch gegenseitig. Herr Schneider vom Gemüsestand am Metropolkino weist Daniel Wetzel darauf hin, dass das Kabel das ständige Überfahren mit Palettenwagen vermutlich nicht überstehen werde.
Währenddessen hat Darsteller Wolfgang Skoda, der bereits bei "Deutschland 2" dabei war, an der Südseite Aufstellung genommen und erzählt von seinen Erfahrungen als Karten(ver)käufer auf dem Bayreuther Grünen Hügel. Wie immer arbeiten Haug und Wetzel mit Laien oder Halbprofis, diesmal ausschließlich mit Statisten der Bonner Bühnen. Ihre persönlichen Händler- und Kauf-Erfahrungen ergänzen die Aussagen der Marktleute und werden dann, kombiniert mit Interviews und anderen Texten, den rund 30 Zuschauern auf dem Balkon des Metropol-Cafés über Kopfhörer eingespielt.
"Markt der Märkte" spielt in der letzten Stunde des Marktgeschehens und soll pünktlich mit dem "Auftritt" der Reinigungstruppe vom Amt für Stadtreinigung und Abfallwirtschaft enden. Bei der Probe kommt es nicht mehr dazu. Herr Schneider hat Recht behalten, das Kabel ist gebrochen. Die Durchrufe verstummen, auf den Kopfhörern ist nur noch Rauschen zu hören, und der Marktlärm dominiert wieder alleine den Platz.
"Markt der Märkte" ab 24. September jeden Mittwoch, jeweils 17.30 Uhr, Metropol-Café auf dem Bonner Marktplatz. Karten unter anderem in den Geschäftsstellen des General-Anzeigers.


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