Kunst solange die Blumen blühen

„Auf den Weg dorthin ist Hier sein“: Erste Handlungen für die vierte Foto-Triennale – Fotografie als Handlung

Von Barbara Hornberger und Sascha Hilpert

06.06.1998 / Esslinger Zeitung

Esslingen – Künstler machen Esslingen zum Ort der Handlung – im Sinne des Themas der vierten internationalen Foto-Triennale „Fotografie als Handlung“, die am 28. Juni eröffnet wird.
Die drei Künstler Marcus Droß, Helgard Haug und Daniel Wetzel sind dieser Tage im Kontext der Fototriennale in Esslingen zu Gast. Sie arbeiten vor Ort. Ihre Selbstdefinition als „Reise-Gedächtnis-Maschine“ muß zum Laufen gebracht werden und das geschieht beim Laufen durch Esslingen. Für ihr Werk in Progress „Bekanntenkreis“ lassen die drei sich, nach einem ersten fotografisch dokumentierten Blick aus dem Fenster der Villa Merkel, eine Esslinger Wohnung empfehlen und telefonisch anmelden. Unterwegs, ohne Zuhilfenahme eines Stadtplans, mit einer Wegskizze von der empfehlenden Person geht es für die Künstler zum Fremden. Dort angekommen wird der Blick aus einem Fenster der Wohnung oder der Arbeitsstelle fotografiert und erneut eine Empfehlung für eine andere Person, sowie eine Wegskizze erbeten.
50 Orte sollen auf diesem Wege erschlossen werden. „Das auf dem Weg dorthin“ ist gleichbedeutend wie das „Hier sein“. Die Präsentation während der Foto-Triennale wird dies deutlich machen: In der Villa Merkel werden dann 50 installierte Dia-Betrachtungskästchen die Einsicht auf die Erschließung der Künstler vermitteln. Zu sehen sein wird jeweils ein Blick aus einem Zimmer in Kombination mit einer Skizze des dazugehörigen Fensters.
Es wird sich ein Kreis der Orte schließen, der letztendlich zwischen den Orten liegt. Das Kartographieren der Erfahrung als Ordnungsprinzip im womöglich letzten Abenteuer „Unterwegssein“ beschreibt sich im abgeschlossenen Raum des Diabetrachters und karikiert sich zugleich selbst mit der geplanten Präsentationsform. Diese, entgegengesetzt zur unerschrockenen Reiserecherche stehend, vermittelt biedere Sicherheit vom „Der Urlaub ist im Kasten, meine Erinnerung im Kästchen“-Gefühl. Wie Hunde ihr Revier markieren, so sichern Haug/Droß/Wetzel das Terrain mit ihrem montierten spezifischen Blick, wo während der Ausstellung an jenen 50 Häusern möglicherweise das Artefakt Wegskizze schon auf den nächsten Blick verweist, signalisiert es zugleich den Raum der da bleibt für eigene Maßnahmen.


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