Hot Spots

Theseum: Auch ich war dort

Von Anna Sampatakaki

10.03.2003 / Athens Daily News

Die neue vielsprachige Theateridee von Michail Marmarinos in gemeinsamer Regie mit Daniel Wetzel und Helgard Haug

Auf den Straßen unserer „europäischen“ Hauptstadt Athen, in den Museen und archäologischen Stätten gibt es Touristen, die fotografieren! Was wäre daran ungewöhnlich? Ausländische Besucher besetzen den Raum, schnuppern an seiner Kultur und Geschichte – soweit irgend möglich – und, so sagt Michail Marmarinos, „nehmen im Viereck eines Fotos ein Stück von ihm gefangen“, wobei im Zentrum des Bildes die eigene Präsenz installiert wird.

„Hot Spots oder: Ich war hier“ nennt Michail Marmarinos die neueste Produktion in seinem Theater, für die er den Begriff „Theaterdokumentation“ benutzt. Das Stück, was heute Premiere hat, sahen gestern bei der Generalprobe geladene Journalisten und Freunde des Theaters. So könnte man sagen: „Auch ich war dort!“ mit meinem Fotoapparat.

In Zusammenarbeit mit der deutschen Theatergruppe Rimini-Protokoll und mit der Unterstützung des Goethe-Instituts hat das Theseum The Ensemble ein originelles Theaterereignis geschaffen, das tatsächlich einer Dokumentation gleicht. Die Schauspieler etwa standen noch nie auf der Bühne. Nach zahlreichen Castings und Gesprächen haben die drei beteiligten Regiesseure sechs Personen ausgewählt, die als „Spezialisten“ bezeichnet werden, denn als solche nehmen teil: Jannis Vasos, Wärter im antiken Dionysos-Theater, der sich im Stück selbst spielt, Susanna Vrapi aus Albanien, Putzfrau, früher im Theseum-Theater, Charalambos Ganotis, die Fremdenführerin Irini Daskalaki, die ganz in der Rolle der .Fremdenführerin aufgeht, der ehemalige Angestellte eines Reisebüros Vassilis Chrysostomidis, der auf einer alten MZ die Bühne befährt und sie wieder verlässt, die Stewardess Pigi Psimenou, die eine Stewardess spielt, ein Parkplatzbesitzer aus dem Touristenviertel Psiri, wo auch das Theater liegt und zwei Altwarenhändler, Giorgos und .. Giorgos.

Bei dieser interaktiven Inszenierung machen nicht nur die Leute von nebenan mit, auch die Zuschauer werden zur Teilnahme gebeten: Das Theater teilt sie in Träger roter und grüner Buttons. Die Roten sollen sich als Gruppe von Japanern fühlen, die in Psiri geführt wird, die Grünen (Amerikaner!) sehen die Ereignisse auf der Bühne, welche wiederum einen Blick auf die Straße eröffnet. Unter den „amerikanischen Touristen“ erkenne ich Persönlichkeiten aus dem Theaterleben, wie etwa den Regisseur Leftheris Vogiatzis und den Dokumentarfilmer Philipp Koutsaftis, die sich ganz offensichtlich köstlich amüsieren. In Kürze hat sich auch ein Lächeln auf meinem Gesicht niedergelassen, denn die positive Energie der Dinge, deren Zuschauer und Zeuge wird sind, hat die Erschöpfung des ganzen Tages, die ich hierher gebracht hatte, verjagt! Bald ist es Zeit, dass die Amerikaner die Tour beginnen und ich muss meinen Regenschirm rausholen, denn draußen nieselt es! Und dann kommen die „Japaner“ von ihrer Tour zurück und setzen sich vor die Bühne ....

Mehr über die Aufführung: Wenn Sie vorhaben, ins „Theseum“, Tournavitou 7, zu gehen, vergessen Sie Ihren Fotoapparat nicht! Die Regie der Aufführung baut ein Netzwerk zwischen Athen und Berlin. Grundidee ist ein Werk über Touristen und die Art und Weise, wie sie sich als Ausländer in Athen bewegen. Regie: Daniel Wetzel, Helgard Haug in Zusammenarbeit mit Michail Marmarinos.


(aus dem Griechischen von Andrea Schellinger)


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