Die Schwächen der Starken

Klaus Weises Theaterbeginn in Bonn: Drei Mächtige – und ein „Markt der Märkte“

Von Stefan Keim

23.10.2003 / Frankfurter Rundschau

Den Spuren der Macht im ehemaligen Bundeshauptdorf nachzuspüren ist eine schlpssige Idee zum Start einer Bonner Theaterintendanz. Klaus Weise, der das Oberhausener Schauspiel zu einer führenden Bühne machte, beginnt in Bonn mit einem mehrwöchigen Premierentaumel.
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Ganz ohne Profidarsteller kommen Helgard Haug und Daniel Wetzel aus. Die beiden Theatermacher gehören zum Rimini Protokoll, einer Vereinigung junger Regisseure, die keine erfundenen Geschichten inszenieren, sondern ihr Material in der Realität suchen. Diesmal haben sie den Marktplatz ausgesucht. Die Zuschauer sitzen auf dem Balkon des Metropol-Kinos und schauen auf die Stände. Die Händler werden hektischer, die Preise sinken, das Ende des Marktes naht. Die Publikum wird über Kopfhörer mit einer Mischung aus vorher geführten Interviews und kurzen, live gesprochenen Monologen beschallt. Der Markt der Märkte hat den für Haug und Wetzel typischen menschenfreundlichen Humor, der aus den Laiendarstellern selbst kommt. Aber auch die Konkurrenz der Händler kommt zur Sprache, wenn jemand Kirschen zu billig verkauft, ist schnell ein „Kollege“ zur Stelle, der ihm faulige Früchte untermischt. Statisten des Bonner Theaters ermutigen die Verkäufer, ihre Geschichten zu erzählen und berichten über eigene, ganz andere Markterfahrungen, die seltsame Lückenbüßerrolle auf dem Statistenmarkt etwa. Am Ende naht die Kehrmaschine und man ist Menschen etwas näher gekommen, an denen man im Alltag vorbei geht. Über die direkte Auswirkung von (ökonomischer) Macht erzählt der Markt der Märkte mehr, als die an ihrer Edelästhetik leidenden Eröffnungsstücke.
Alle Aufführungen mehrfach im Oktober. „Markt der Märkte“ jeden Mittwoch um 17:30 auf dem Bonner Marktplatz.


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