Torero Portero

Von Stefan Kaegi

Eine Strassenintervention mit Tonübertragung für Zuschauer hinter Glas 

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Eine belebte Straße ist die Bühne für Stefan Kaegis Stück Torero Portero.

Zwischen Autos und Strassenbahnen erzählen drei arbeitslose Hausmeister aus Argentinien von ihren Erlebnissen als Wächter und Schutzväter reicher Hochhäuser. Früher kontrollierten sie durch ihre verglasten Pförtnerlogen Eingänge. Dann wurden sie entlassen. Bei ihrer Arbeitssuche stiessen sie im Mai 2001 auf eine Kleinanzeige: Theater sucht Pförtner. Dass es sich bei dem Bewerbungsgespräch im Goethe Institut um ein Casting handelt, hätten sie nicht gedacht. Doch Kaegis Regiekonzept rekrutiert seine Darsteller gerne in sozialen Nischen. In wenigen Wochen wurden die Pförtner zu Bühnenvertretern ihrer eigenen Geschichte.

Die Zuschauer sitzen in einem Ladenlokal und betrachten die Pförtner aus deren Arbeitsperspektive: Durch Glas. Über Mikrofone dringt das Geschehen von der Strasse herein. Die Gespräche der Türhüter werden aus dem Stadtlärm herausgefiltert und hinter die Glasscheibe verstärkt. Die Figuren hinter dem Glas erklären, wie man Katzen aus Waschmaschinen rettet, wie man sich vor Wasserbrüchen rettet und warum Studenten schlechte Mieter sind. Dabei oszilieren sie zwischen Torhütern – im Sinne von Goalie oder Petrus –, Voyeurismus und Michael J. Fox. Musik und Bildausschnitt verwandeln eine ganz normale Frankfurter Strasse in ein Filmset, unwissende Passanten in Statisten und drei Pförtner in Hauptdarsteller eines argentinischen Traumes.

Nach acht ausverkauften Vorstellungen und euphorischen Kritiken bei Theater der Welt 2002 kehrte Torero Portero im Herbst 2003 nach Europa zurück um fiktive Schneisen in unterschiedlichste Städte zu schlagen: In München (SpielArt Festival) prallten die Pförtner auf das Schwulenmillieu der Müllerstrasse, in Frankfurt (Mousonturm) intervenierten sie im Ostend Redlight Distrikt und in Berlin (Hebbel-am-Ufer) stellten sie sich dem Blick aus der SPD-Zentrale im Willy-Brandt-Haus gegenüber.

 

Von: Stefan Kaegi
Mit: den argentinischen Porteros Edgardo Norberto Freytes, Tomas Kenny und Juan Domingo Spicogna
Bühnenbild: Alejandra Bredeston
Licht: Soledad Sanchez
Dramaturgie: Ariel Davila
Premiere: Goethe Institut Córdoba, 1. Juni 2001