Situation Rooms

- Ein Multi Player Video-Stück

Von Haug / Kaegi / Wetzel

Mai 2011, ein Foto geht um die Welt: Es zeigt 13 Personen in einem Raum. Der Ausdruck ihrer Gesichter spricht Bände: Triumph, Faszination, Hohn, Entsetzen, Skepsis, Geschäftigkeit. Der Schnappschuss aus dem “Situation Room” im Weißen Haus dokumentiert das Ende einer Menschenjagd, die mit allen verfügbaren Waffen geführt wurde.

‘Situation Rooms’ versammelt 20 Menschen aus mehreren Kontinenten, deren Biografien von Waffen mitgeschrieben wurden in einem Filmset, in dessen Räumen die globalisierte Welt der Pistolen und Panzerfäuste, der  Sturmgewehre und Drohnen, der Regierenden und Flüchtenden nachgebaut wurde und so zu einem Parcours unerwarteter Nachbarschaften und Kreuzungen wird.
Mit den einzelnen Erzählung der ‘Bewohner’ setzen sich auch die Bilder in Bewegung – und die Zuschauer folgen der individuellen Fährte der ausgehändigten Kameras und fangen ihrerseits an das Gebäude zu bewohnen, während sie dem folgen, was sie auf ihrem Gerät sehen und hören. Der Besucher sitzt diesem Stück nicht gegenüber, um es von außen zu betrachten und zu beurteilen, sondern verstrickt sich selbst in ein Netz von Begebenheiten, schlüpft in die Perspektiven von Protagonisten, deren Spuren von anderen Zuschauern verfolgt werden:

So setzt sich ein Zuschauer an den Schreibtisch einer Führungskraft aus dem Rüstungsgeschäft. Eine andere Zuschauerin folgt gleichzeitig dem Film eines pakistanischen Anwaltes von Opfern amerikanischer Drohnenanschlägein in ein enges Kabuff mit Überwachungsmonitoren. Auf ihrem Weg dorthin sieht sie einen dritten Zuschauer, der seinem Film in den Schießstand eines Berliner Schützenvereins folgt, an dem er dem deutschen Meister im Parcours-Schiessen zuhört. Um die Ecke steht ein anderer Zuschauer in der Rolle eines Arztes, der in Sierra Leone Amputationen durchführt, während im Zimmer daneben ein Pressefotograf Bilder von Bundeswehreinsätzen in Afghanistan sortiert um wenig später selbst im Schießstand zu stehen um genau das zu tun, was er vorhin beiläufig beobachten konnte – und dabei für andere zum Gegenstand der Beobachtung zu werden.
So verfängt sich das Publikum nach und nach im räumlichen und inhaltlichen Labyrinth des Filmsets; jeder Einzelne wird Teil des Re-Enactments eines komplex ausgetüftelten multiperspektivischen „Shootings”.

Situation Rooms ist ein multiples Simultan-Kino. Augmented Reality, die so dreidimensional ist, wie es nur Theater sein kann!

 

"In dieser Realitätsverschachtelung liegt die Kunst von Rimini Protokoll. Man ist beteiligt und bleibt doch durch die Technik auf Distanz."

"Ein fesselndes, faszinierend unmittelbares Theatererlebnis, das jeder Teilnehmer individuell erlebt."

Annete Stiekele aus "Im Zauberwald der Theatermagie", Die Welt am 08.08.2014

 

Situation Rooms wurde ausgezeichnet mit dem Children's Choice Award der Ruhrtriennale 2013 in folgenden Kategorien: "Das Beste vom Besten" und "Die spannendste Aufführung, die so spannend war, dass ich keinen Moment verpassen wollte/Most intense show that was so intense that I didn't want to miss a second".

Außerdem erhielten Rimini Protokoll den Excellence Award des 17. Japanese Media Arts Festival am 05. Februar 2014 in Tokyo.

Das virtuelle tt von nachtkritik zählt Situation Rooms zu den zehn wichtigsten Theaterproduktionen des Jahres 2013 und auch vom Theatertreffen der Berliner Festspiele wird Situation Rooms aus 395 Inszenierungen ausgewählt.


 

 

 
mit:
Abu Abdu Al Homssi, Syrien
Shahzad Akbar, Pakistan
Jan van Aken, Deutschland
Narendra Divekar, Indien
Nathan Fain, USA
Reto Hürlimann, Schweiz
Maurizio Gambarini, Deutschland
Andreas Geikowski, Deutschland
Marcel Gloor, Schweiz
Barbara Happe, Deutschland
Volker Herzog, Deutschland
Richard Khamis, Süd-Sudan
Wolfgang Ohlert, Deutschland
Irina Panibratowa, Russland
Ulrich Pfaff, Deutschland
Emmanuel Thaunay, Frankreich
Amir Yagel, Israel
Yaoundé Mulamba Nkita, Kongo
Familie R, Lybien
Alberto, Mexiko
sowie: Christopher Dell, Alexander Lurz, Karen Admiraal


von: Helgard Haug, Stefan Kaegi, Daniel Wetzel
Szenografie: Dominic Huber / blendwerk
Video: Chris Kondek
Sound Design: Frank Böhle
Technische Leitung / Licht: Sven Nichterlein
Recherche: Cornelius Puschke / Malte Hildebrand
Regieassistenz: Malte Hildebrand / Ann-Kathrin Büdenbender
Mitarbeit Szenografie / Assistenz: Claudia Bartel, Ute Freitag, Sophie Reinhard, Leonie Süess
Produktionsleitung: Heidrun Schlegel
Video-Assistenz: Philipp Hochleichter
Regie Hospitanz: Karen Admiraal / Ann-Kathrin Büdenbender / Sybille Enders / Anabel Hogefeld / Sebastian Klauke / Kristin Moldenhauer / Markus Posse / Belle Santos / Yael Sherill / Zofia Smolarska / Thomas Zimmermann / Viktoria Metz
Schülerpraktikum: Eva Trummer
Szenografie Hospitanz: Till Hörnig / Paulina Januszyk / Laura Rehkuh / David Gieseke
Bau Szenografie: Thomas Alperstädt / Florian Altenburger / Rosemarie Becker / Markus Bernhard / Marcel Blechschmidt / Chris Cockrell / Jörg Fischer / Bodo Herrmann / Chris Kärgel / Steffen Knauf / Jennifer Mäurer / Tomoko Okada / Robert Price / Marianne Schwarzbach / Uwe Sprenger / Patrick Voss
Werkstatt Leitung: Steffen Fuchs
Licht Design: Hans Leser / Stefan Neumann
Elektronik Effekte: Georg Werner
Assistenz der Produktionsleitung: Caroline Gentz / Christin Prätor / Daniela Bellm
Übersetzer: Amina Orth / Günther Orth / Djengizkhan Hasso / Riad Ben Ammar / Othman Saeed / Nahal Saeed
Übersetzung / Untertitel: KITA Berlin
Voice over: Christoph Bovermann, Stephan Brynner, Jordan Smith, Michael Norton, René Stäbler u.a.

Touring Team: Markus Bernhard / Ute Freitag / Steffen Fuchs / Bodo Gottschalk / Bodo Herrmann / Elisabeth Krefta / Hans Leser / Stefan Neumann / Sven Nichterlein / Skadi Schulz / Martin Schwemin / Hanke Wilsmann

 

Eine Produktion von Rimini Apparat und der Ruhrtriennale, in Koproduktion mit Schauspielhaus Zürich, SPIELART festival & Münchner Kammerspiele, Perth International Arts Festival, Grande Halle et Parc de la Villette Paris, HAU – Hebbel am Ufer, Künstlerhaus Mousonturm Frankfurt am Main, Onassis Cultural Center-Athens.
Die Produktion wird gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes und den Regierenden Bürgermeister von Berlin – Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten.

Mit freundlicher Unterstützung der os-cillation GmbH



gefördert durch die

 

Die Dokumentarfilmerin Christine Cynn und ihr Team haben während unserer Dreh- und Arbeitstage im März 2013 einen Film mit unserem Bühnenbild und Experten produziert: Shooting Ourselves
Den Trailer und weitere Infos zu dem Projekt hier

 

 

 

 

Situation Rooms Toronto | Interview mit Stefan Kaegi | CBC Radio, "q" with Shadrach Kabango, 09.06.2016