Letzte Dinge in der Gessnerallee

Am Berliner Theatertref fen gefeiert, nun in Zürich zu Gast: «Deadline», eine Meditation über Sterben und Tod.

By Peter Müller

05.06.2004 / Tages-Anzeiger

«Perlen vor die Freunde» will die Leitung des Theaterhauses Gessnerallee zu ihrem Abschied werfen. Leider kamen die Freunde am Donnerstag ziemlich spärlich, um sie aufzuheben. «Deadline» gehört zum Stärksten, was in den letzten sieben Jahren im Theaterhaus Gessnerallee zu sehen war . Ein leichter Abend über ein schweres Thema. Komplex und ganz einfach, tiefsinnig und beiläufig , verspielt, aber nie flapsig.

Eine Abdankung findet statt, fünf Experten stehen auf der Bühne. Ein Grabsteinmetz, eine Vorpräparator in, ein professioneller Trauerredner, eine Friedhofsmusiker in und ein ehemaliger Bürgermeister, der ein innovatives Krematorium («Flammarium») erfunden hat. Sie erklären und demonstrieren ihre Berufe, erzählen aus ihrem Leben. Dazu kommen Einspielungen, ein alter Mann schildert den Tod seiner Frau, Theaterleute berichten vom Bühnentod, eine langjährige Krankenschwester resümiert Erfahrungen mit Sterbenden. Die Theatermacher Haug/Kaegi/ Wetzel, die unter dem Markennamen Rimini Protokoll erfolgreich sind, haben einen neuen spielerischen Umgang mit Dokumentarischem entwickelt. Die Grenzen zwischen Statistik und Fiktion werden unscharf, Fake und Faktum reimen sich hinter gründig. Nie war die Methode des Trios adäquat er als diesmal. Alle müssen sterben, und noch niemand ist bekanntlich zurückgekehrt. «Memento mori», schärfte die Kirche im Mittelalter ein, «denk dran, dass du sterben musst». «Deadline» ist eine moderne Variante zum alten Sinnspruch. Undoktrinär und mit einem Humor, der das Makabre nicht scheut, lädt das Gastspiel vom Deutschen Schauspielhaus Hamburg zum Nachdenken über das ein, was man einst letzte Dinge nannte.

Letzte Vorstellung heute Samstag, 20 Uhr .


Projects

Deadline