Mausoleen von Rimini Protokoll in der Installation "Nachlass" berühren Menschen

Nichts berührt beim Berliner Festival "Immersion" so sehr wie die Mausoleen von Rimini Protokoll in der Installation "Nachlass".

Von Eva Biringer

28.07.2017 / Badische Zeitung

Badische Zeitung

Heute habe ich über meinen Tod nachgedacht. Ich denke sonst nie über meinen Tod nach, auch nicht, wenn bei Facebook jemand eine dieser mit Blumen verzierten Zeichnungen postet, auf denen "We are all going to die" steht. Das Bewusstsein der eigenen Vergänglichkeit ist die Voraussetzung für Rimini Protokolls "Nachlass". Die Installation des Gießener Regiekollektivs besteht aus acht einzeln zu betretenden Kammern, gestaltet nach den Wünschen der jeweils zu hörenden Person. Für die Dauer einiger Minuten sind die Zuschauer im Mausoleum – einem Motelzimmer, einem muslimischen Gebetsraum – eines Menschen eingesperrt, der wahrscheinlich nicht mehr lebt.

Wir hören eine alte Dame, die in der Schweiz Sterbehilfe in Anspruch nehmen wird oder einen Demenzforscher, der lieber tot sein will, als mit seiner Krankheit alt zu werden. "Ich wünsche Ihnen, dass Sie sich am Ende Ihres Lebens an diesen Moment erinnern", sagt die Stimme aus dem Off, "ansonsten hat Ihr Sterben bereits begonnen." Außerdem gibt es ein Ehepaar, das gesteht, mit Hitler sympathisiert zu haben und einen Extremsportler, der aller Wahrscheinlichkeit nach noch lebt, aber mit jedem Fallschirmsprung dem Tod näher als dem Leben. An der Decke des Warteraums, von dem die Kammern abgehen, verlöschen auf einer Weltkarte sekündlich Punkte in Erinnerung an Menschenleben.

Zu bestaunen, zu betrauern ist diese Arbeit beim "Immersion"-Festival, das in Berlin für einige Aufregung sorgt. Angelegt auf die Dauer eines halben Jahres umfasst es diverse Einzelproduktionen, ein Symposium und die Ausstellung "Limits of Knowing" im Martin-Gropius-Bau. Aus dem Lateinischen abgeleitet bedeutet Immersion ein- oder untertauchen, meint also eine unmittelbare individuelle Erfahrung – eigentlich die Essenz des Theaters. Thomas Oberender, Intendant der das Festival ausrichtenden Berliner Festspiele, verbindet mit dem Begriff das Niederreißen jener vierten Wand, die im konventionellen Theater das Publikum vom Bühnengeschehen trennt. 

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Nichts vom bisherigen "Immersion"-Programm geht einem so nahe wie Rimini Protokolls Sterbeübung. 

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Nachlass - Pièces sans personnes