Macht es Spaß, Spion zu sein?

Theaterkollektiv Rimini Protokoll bespielt Albertinum

Von Heiko Nemitz

30.11.2017 / Dresdner Morgenpost

 Im James-Bond-Film "Skyfall" traf sich 007 (Daniel Craig) mit Waffenmeister Q heimlich im Museum. Diese Erfahrung nachvollziehbar macht das interaktive Stück "Top Secret Inernational (Staat1)" des Theaterkollektives Rimini Protokoll, mit dem das Staatsschauspiel Dreden von morgen an im Albertinum gastiert. Einmal mehr wird der Besucher des Stückes zum aktiven Teil eines Spiels.

Diesmal werden die Teilnehmer, ausgestattet mit sendefähigem Notizbuch und Kopfhöreren, zu einer Art Agenten-Schnitzeljagt quer durch das Museum gelotzst. Das ist zunächst ein großer Spaß: Der Spieler ist ein Spion, der sich als Museumsbesucher ausgibt und den Anweisungen der Kopfhörerstimme zu folgen hat. Wohliges Bond-Feeling bei der Kunstbetrachtung.

Aber dann erhält man Informationen über das schmutzige Handwerk der Geheimdienste. Spätenstens nach der Aufforderung, anderer Besucher zu beobachten, wird es beklemmend: Wer ist noch Agent? Von wem wird man selbst beobachtet? Man muss auf unangenehme Fragen reagieren. Ob man Gewalt anwenden würde, um an Informationen zu kommen. Ob man Zensur ablehnt oder befürwortet. Am Ende wurde man fotografiert und bekommt seine Schritte gezählt.

"Top Secret International" ist somit dreierlei: Museumsbesuch, Spinage-Spielsspaß und verblüffend erhellendes Lehrstück über Staatsmacht und Überwachung.

Die erste "Vorstellung" is am morgigen Freitag von 12 bis 18 Uhr. Alle 15 Minuten beginnt im Lichthof eine neue Spielerrunde von anderthalb Stunden.


Projekte

Top Secret International (Staat 1)