Welt-Klimakonferenz

Von Helgard Haug / Stefan Kaegi / Daniel Wetzel

Anfang Dezember 2015 lädt Frankreichs Hauptstadt zur nächsten internationalen Klimakonferenz. Vertreter von 195 Nationen werden hier den nächsten Schritt wagen – hin zu einem rechtlich verbindlichen Klimaabkommen.
 
Dieses Drama der Mammutdiplomatie zum Schutz der Erdatmosphäre lässt sich in einzelne Akte, Szenen, auf Haupt- und Nebenschauplätze anlegen.
Es wird Vorab- und Hintergrundgespräche geben, in einzelnen Arbeitsgruppen wird verhandeln und an Formulierungen gefeilt. Es wird gekämpft, blockiert, ignoriert und insistiert werden, Allianzen werden sich bilden und Kräfteverhältnisse (neu) gemischt.
 
Auch die Zuschauer im Hamburger Schauspielhaus werden nach einer Eröffnungszeremonie die rot-gepolsterten Sitze verlassen und in Untergruppen eingeschworen werden auf ihre jeweilige Verhandlungstaktik.
 
Sie könnten:
- Indien repräsentieren und weiter versuchen den Fahrplan mit weichen Formulierungen massiv abzuschwächen,
- der Gruppe rund um den Verhandlungsführer der Philippinen, Yeb Sano angehören, der 2013 in Warschau einen Hungerstreik ankündigte bis das Treffen „bedeutende“ Fortschritte erzielt habe.
Vielleicht vertreten Sie aber auch
- Kanada oder Japan, die dem Kyoto Protokoll längst den Rücken zugedreht haben oder sie gehören der
- Alliance of Small Island States an und wurden ins Rennen geschickt um deren Forderungen mehr Nachdruck zu verleihen.
Vielleicht würden Sie auch gern für
- die EU-Ländern verhandeln um weitere Staaten dazu zu bewegen beim einzigen verbindlichen Instrument, dem Kyoto-Protokoll, mitzumachen?
Wenn Sie nicht für Zypern teilnehmen, dem Land dem es gemeinsam mit Polen gelang sich gegen die Pläne zur Verschärfung des CO2-Handels zu stellen.
- für Bangladesch könnten Sie auch in Paris wieder einen Punkt ansprechen, der den Industriestaaten gar nicht passt: Entschädigung für ihre Klimaschäden durch Stürme und Hochwasser.
- oder Sie folgen der Einladung der internationalen Kohleindustrie, die zeitgleich im Wirtschaftsministerium darüber berät, wie sie ihre Interessen weiterverfolgen können...
 
Beim Entlarven des »Täters«, also der Ursachen des Klimawandels, geht es nur um Fakten. Beim Entwickeln von Handlungsoptionen hingegen geht es letztlich um Werte. Welche Risiken will die Weltgesellschaft eingehen? Was lässt sie sich den Schutz der Bevölkerung in von Dürren oder Fluten bedrohten Entwicklungsländern kosten? Ist der Ausbau von Stromnetzen für erneuerbare Energien wichtiger als die Bewahrung wunderbarer Landschaften? Dies alles sind politische, ökonomische, auch ethische Entscheidungen.
 
Aus Sicht der meisten Klimaschützer war der zurückliegende Klima-Gipfel von Warschau 2013 alles andere als ein Triumph. Es wird von einer "Farce" gesprochen, von einem "Fiasko".
Es wurde sich geeinigt aber nur auf Minimalkompromisse. Und beinahe wäre alles noch an einem einzigen Wort gescheitert...

 

 

 

Ausgezeichnet mit einer Anerkennung beim Prix Ars Electronica 2015 in der Kategorie Hybrid Art

 

Mit: Christoph Bals, Rosemarie Benndorf, Satya Bhowmik, Schirin Fathi, Kenneth Gbandi, Hartmut Graßl, Sabine Hain, Ute Hannig, Bernd Hezel, Marlene Klockmann, Boris Koch, Mojib Latif, Klaus Milke, Juliane Otto, Florian Rauser, Nick Reimer, Michael Sahm, Vera Schemann, Sebastian Sonntag, Ana Soliz Landivar de Stange, Toralf Staud, Freja Vamborg

Regie: Helgard Haug, Stefan Kaegi, Daniel Wetzel
Räume: Dominic Huber
Dramaturgie: Imanuel Schipper / Jörg Bochow
Wissenschaftliche Beratung: Florian Rauser
Assistenz: Christine Mattner
Video: Hanna Linn Wiegel, Marcel Didolff Grafik: Julian Regenstein, Sabine Timmann
Bühnenbildassistenz: Johanna Zawieracz
Recherche: Tjado Barsuhn
Regiehospitanz: Sophia von Gosen, Kevin Westphal, Niku Schlichtig, Moritz Ostruschnjak
Produktionsleitung: Annette Heilmann, Stephan Pöter
Raumverantwortliche: Charlotte Herminghaus, Viola Köster, Vicky Marais, Elise Schobess, Caroline Woelke

Produktion: Deutsches Schauspielhaus Hamburg
In Zusammenarbeit mit dem Max-Planck-Institut für Meteorologie – Germanwatch – Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung – Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung u.a.

Gefördert durch die Norddeutsche Stiftung für Umwelt und Entwicklung aus Erträgen der Lotterie »BINGO! Die Umweltlotterie«.