Waldeinsamskype (Hörspiel)

Von Helgard Haug / Daniel Wetzel

Ein romantisches Märchen aus den deutsch-indischen Wäldern.

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Sagniks Familienname ist Chakraborty. Vielleicht nennt er sich deshalb, wenn er in Kalkutta im Callcenter mit deutschen Kunden telefoniert, gerne Eckbert oder Eckhardt. Er hat am Goethe-Institut die deutsche Sprache gelernt und trainiert sie am liebsten, indem er deutsche Märchen liest – die Romantiker und Gedichte von Schiller und Heine. (Ehrlich!) Seine über Skype geführten Verkaufsgespräche werden zur Qualitätssicherung aufgezeichnet und normalerweise nach einer Woche gelöscht. Aber nicht diese, in denen Sagnik Walter begegnet ist, der nicht nur eine Vorliebe für die düsteren Märchen Ludwig Tiecks hat, sondern auch für Vexierspiele zwischen deutschem Wald und Bollywood, in die der junge Callcenter-Agent derart vertannhäusert wurde, bis er dachte, er sei blond und unsterblich. (Gespielt.)

Wie hören sich Worte wie ‚Waldeinsamkeit’ an, wenn sie den langen Weg aus den Texten der Romantik, durch den Mund eines indischen Call Center Mitarbeiters auf den Weg durch das digitale Kommunikationsnetz Skype in unser Gehör geschickt werden? Und können wir mit der Frage nach Vorherbestimmung, Unausweichlichkeit und Schuld einen Parallelfilm einschalten, in dem nicht ein blonder Ritter von einem Erkenntnisschlag getroffen wird, sondern ein schwarzhaariger Familienvater?

von Helgard Haug und Daniel Wetzel (Rimini Protokoll)
mit Sagnik Chakraborty, Lars Rudolph
Technische Realisation und Regie: Helgard Haug und Daniel Wetzel
Aufnahmen: Martin Baierlein, Maria Ochs, Helgard Haug und Daniel Wetzel
eine Produktion von Deutschlandfunk 2009
Redaktion: Elisabeth Panknin

Ursendung: 02.06.2009 Deutschlandfunk