Kreuzworträtsel Boxenstopp

Von Haug / Kaegi / Wetzel

Ein Stück als Formel-1-Rennen für vier Damen um die 80.

„Wenn die Maschine so schnell wird, dass der Mensch hinausfliegt, dann wird dem Mensch schon wieder etwas einfallen.“ Niki Lauda

In der Formel-1-Box geht es um die Sekunden der Piloten. Im GDA Wohnstift, direkt neben dem Künstlerhaus Mousonturm, geht es um die Geborgenheit von einigen hundert Menschen (Durchschnittsalter 84). Ob beim Reifenwechsel oder beim Aufstehen vom Tisch – an beiden Orten werden Strategien und Sicherheitsmaßnahmen eingesetzt, um Geistesgegenwart zu optimieren und Leben zu schützen. Sei es als Bühne für eine strenge Hochgeschwindigkeits-Choreographie oder als Stätte der Erinnerung – beide Orte haben sich zu komplexen und technisch hoch theatralisierten Kunstorten entwickelt. Im Mousonturm entstand so ein Rennstall für theatrale Beschleunigungen, der Strategien für alles untersucht, was ein Rennen sein kann. Denn es gibt eine Identität zwischen Körper und Geschwindigkeit: "Leben, lebendig sein heißt, Geschwindigkeit sein." (Virilio). Der lebendige Körper ist in diesem Sinne ein dauerndes Umschalten, ein Geschwindigkeitswechsel, das eigene Leben, Biographien sind Geschwindigkeiten.

Aus dem Trainingsbuch für den perfekten Boxenstopp:
"Ich habe seit ein paar Wochen einen Treppenlift. Der wurde nach Maß angefertigt und an einem Vormittag aufgestellt. Mit meinem Lift kann ich jetzt jederzeit und so oft wie ich möchte die Treppe rauf- und runterfahren."

Aus dem Prolog:
"Als das Telefon klingelte, ich abnahm und Luxemburger am Apparat war, fiel mir alles wieder ein. Er redete nicht lang herum. Der AvD hatte ihn eingesetzt, unser Team von damals zusammenzutrommeln. Wir waren annähernd drei Jahrzehnte die besten gewesen: perfektes Timing, bedingungsloser Einsatz für das, was wir gemeinsam wollten: schneller sein als die anderen. (...) Das Fieber stieg in jedem einzelnen von uns. Wir sollten noch einmal ins Rennen..."

Von: Helgard Haug, Stefan Kaegi, Daniel Wetzel

Mit: Wera Düring, Ulrike Falke (wohnhaft im GDA  Wohnstift), Martha Marbo (Schauspielerin), Christiane Zerda (Schauspielerin), Arnold Frühwald (Streckenposten / Bühnenarbeiter)
Bühne / Licht: Mathias Wendelin
Dramaturgie: Florian Malzacher
Premiere: Frankfurt a.M., Künstlerhaus Mousonturm, Festival plateaux, 10. November 2000; weiterentwickelte Version (mit Elementen aus "Sitzgymnastik Boxenstopp"): Künstlerhaus Mousonturm, Festival plateaux, 14. April 2001